Liebe.
Heute ist Menschenrechtstag. Ein Tag, an dem die Liebe der Menschheit sich gegen andere Bedürfnisse und Interessen behauptet. Es ist ein Tag, an dem wir uns offiziell dazu bekennen, dass alle Menschen dieses Planeten mit Menschenrechten und gleich geboren werden. Es ist ein Tag, der nahezu unbemerkt vorübergeht, mit Ausnahme einiger Rufe von UN-Behörden und Nichtregierungsorganisationen. Der Menschenrechtstag ist nicht nur weitgehend unbekannt, er spielt für eine durchschnittliche Person oder den Markt auch keine Rolle. Nicht einmal soviel wie beispielsweise der Valentinstag (wo die Liebe wieder ins Spiel kommt) oder der St. Patrick's Day.
Der Menschenrechtstag ist auch der letzte von 16 Aktivismus-Tagen für die Beendigung der Gewalt gegen Frauen. Jede dritte Frau ist ihr ausgesetzt. Noch ein Beweis, dass wir weit entfernt sind von Gleichheit für alle. Wenn es einen Grund für 16 aufeinander folgende Tage im Jahr gibt um auf Gewalt gegen Frauen aufmerksam zu machen, haben wir ein Problem. Die Mitglieder von IOGT International haben zu dessen Lösung beigetragen, in dem sie darauf aufmerksam gemacht und sich für politische Maßnahmen zur Reduzierung der Gewalt gegen Frauen eingesetzt haben. In einem tansanischen Dorf haben unsere Mitglieder die Gewalt um 70 % gesenkt, in dem sie den Alkoholhandel regulierten. Der Kampf ist damit nicht gewonnen. Alkoholpolitik ist nicht der Königsweg, aber sie untertützt andere Bemühungen.
Gerüchte.
Es gehen viele Gerüchte um. Eines davon hat mit der sogenannten »Flüchtlingskrise« zu tun. Es sagt, dass es kein Geld und keinen Platz für Menschen gäbe, die vor dem Krieg fliehen. Ich möchte dies nicht »Flüchtlingskrise« nennen. Ich nenne es eher Krise der Menschlichkeit. Denn es ist äußerst unmenschlich, die Grenzen vor Menschen in Not zu schließen. Besonders, wenn hinter eben diesen Grenzen jene Waffen hergestellt wurden, die Menschen töten und zwingen ihre Heimat zu verlassen. Besonders wenn wir gerade vor ein paar Jahren Banken mit Milliarden gerettet haben. Natürlich ging es damals um unser Geld und die heutige Krise betrifft andere Menschen. Tatsache ist jedoch, dass Platz und Geld da ist, um die Türen zu öffnen. Einige unserer Mitgliedsorganisationen tun, was sie können – sie öffnen ihre Häuser als Notunterkünfte, kochen Essen, helfen mit der Sprache in einem fremden Land. Sie sind da für diejenigen, die sie brauchen. Jeden Tag und jede Nacht zeigen sie das wahre Gesicht der Menschlichkeit. Und dies ist kein Gerücht. Es ist eine wunderbare Wahrheit.
Machenschaften.
Lasst mich zur eben angesprochenen Rolle des Kriegs zurückkehren. Denn Krieg ist nichts anderes als – Machenschaften.
Wenn ich Stimmen von Menschen auf der Straße oder Präsidentschaftskandidaten höre, die Menschen aufgrund ihres religiösen Glauben »kennzeichnen« und trennen wollen, bin ich besorgt und fühle ein starkes Bedürfnis alle zu mobilisieren, die dem nicht zustimmen. Denn sie sind die – wenn auch sehr leise – Mehrheit.
In Zeiten wie diesen schaue ich auf die Verfassung und Geschichte von IOGT International. Darauf bin ich stolz und ich möchte, dass sie auch in heutigen Zeiten eine laute Stimme erhebt. Ich ermuntere unsere Mitglieder sich jetzt erst recht zu äußern.
Die Arbeit von IOGT International und ihrer Mitgliedsorganisationen baut auf den Prinzipien universeller Gemeinschaft und grundlegenden menschlichen und demokratischen Rechten auf. IOGT International glaubt, dass jeder Mensch einzigartig ist und einen unendlichen Wert besitzt.«
(Verfassung von IOGT International)
Das ist es, was mich zu einem Mitglied dieser Organisation werden ließ. Dies brachte mich dazu, meine Zeit und mein Wissen für sie einzubringen. Als ich IOGT International als Jugendliche beitrat, sah ich ein Diagramm, das meine Augen öffnete. Es zeigte, wieviel die Welt fürs Militär ausgibt und wie wenig dies dazu beiträgt, den Hunger zu beenden, Bildung für alle zu bieten undsoweiter Ich kann dieses Schaubild im Internet nicht mehr wiederfinden, aber hier ist ein ähnliches von 2010.
[Weltweite Militärausgaben 2010: 1.250 Milliarden Euro, Kosten für Millenniums-Entwicklungsziele pro Jahr: 248 Milliarden Euro (MDG = Millennium Development Goals)]
Angesichts dessen ist es für mich sehr einfach hinter dem folgenden Text unserer Verfassung zu stehen:
IOGT International setzt sich für den Frieden ein durch die Förderung der menschlichen Etwicklung und Würde, Demokratie, Toleranz, Gleichheit und Gerechtigkeit. Ferner tritt IOGT International für die friedliche Beilegung von Konfilkten zwischen Einzelnen und Gruppen ein. Die Mitgliedsorganisationen sind aufgefordert für den Frieden zwischen Nationen zu wirken.«
Jeder kann etwas tun. Du musst kein Schlichter sein um zum Frieden beizutragen. Aber rassistische Witze und Mobbing zurückweisen, sich für Minderheiten äußern, einem Menschen in Not eine helfende Hand reichen, einen Brief an die Behörden schreiben … es gibt viele Wege. Aber wir müssen verstehen, dass Kriege keine Lösung sind. Wenn sie es wären, hätten wir nach so vielen Jahren Krieg schon längst Frieden auf der Erde haben müssen, welchen es offensichtlich nicht gibt, weswegen wir nach anderen Lösungen als Waffen suchen müssen.
IOGT International hat allerlei Zeiten durchgemacht. Hier ist ein wenig unserer Geschichte:
Der Zweite Weltkrieg hat die IOGT-Arbeit nachteilig beeinträchtigt. Die weltweite Bewegung verlor in fast allen Ländern an Boden und endete in einer ziemlich großen Anzahl. Doch trotz der Härten und des Leidens stand IOGT International zu ihrem Internationalismus und stärkte ihre Rolle als Friedensorganisation […] IOGT und deren Mitglieder begannen nach dem Zweiten Weltkrieg mit Entwicklungsarbeit in Südostasien, Sri Lanka, Subsahara-Afrika und auf dem Balkan. IOGT und ihre Mitglieder haben seit jeher unermüdlich für Konfliktlösungen gewirkt, zu Frieden und Entwicklung beigetragen und Demokratie gefördert.«
Es tut gut, uns und die Welt daran zu erinnern, dass IOGT International Gemeinschaften befähigt hat und dies auch heute noch tut. Es ging nie allein um die Vorbeugung und Behandlung alkoholbedingter Schäden. Das Ziel von IOGT International ist höher. Das Ziel ist eine Welt in Frieden, Demokratie und Gerechtigkeit, in der freie und gesunde Bürger auf allen Ebenen der Gesellschaft mitwirken.